"Zeitung fürs Eichsfeld" Jahrgang 1912
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In dieser Rubrik erscheinen monatsweise Auszüge aus der "Zeitung fürs Eichsfeld" des Jahrgangs 1912.
1. Dezember 1912
„Dezember. Der letzte Monat des Jahres ist gekommen, der Dezember, aber hübscher, anheimelnder klingt die alte volkstümliche Bezeichnung: „Christmonat“. Der Dezember bringt uns ja das liebe, traute Weihnachtsfest. Wie freut sich groß und klein auf die Feiertage in der Familie, wo der lichterfunkelnde Christbaum inmitten der Bescherung steht! Und auch diese Vorfreude ist etwas wert. Das geschäftige Hin und Her im Hause mit den geheimnisvollen, rasch verschwindenden Paketen, das Flüstern und Raunen, das allseitige einander Überraschen und Beglückenwollen, es ist doch ein schöner, menschlicher Zug, wie er eben nur einmal im Jahre in solcher Allgemeinheit und Freudigkeit sich bemerkbar macht. Ums Weihnachtsfest herum ist die Winter-Sonnenwende. Den Sieg des Lichts feierten in ihrer Art schon unsere heidnischen Vorfahren. Es folgten die zwölf Nächte, während welcher Zeit die Götter auf die Erde kamen und sich den Menschen besonders freundlich und gütig erwiesen. Der Dezember bringt auch den kalendermäßigen Winter-Anfang, und nach den alten Bauernregeln soll er auch ein winterliches Gepräge haben; denn
Dezember kalt mit Schnee,
gibt Korn auf jeder Höh‘,
oder mit anderen Worten:
Auf kalten Dezember mit tüchtigem Schnee
folgt ein fruchtbares Jahr mit reichlichem Klee.
Dagegen:
Dezember lind und naß
gibt leere Speicher und Faß.
Der 6. Dezember ist der Tag des heiligen Nikolaus, der mit seinem Knecht Ruprecht die Kinder beglückt. Den Ausklang des Jahres bildet der Silvester. Auch einige wichtige geschichtliche Erinnerungstage hat der Dezember: Die Kaiserkrönung Karls des Großen im Jahre 781, die Dreikaiserschlacht am 2. Dezember 1805, die Eröffnung der ersten deutschen Eisenbahn Nürnberg-Fürth am 7. Dezember 1835, den Beginn der Beschießung von Paris am 27. Dezember 1870. Aber gerade beim Dezember freut man sich lieber der Gegenwart. Möge sie manches Schöne bringen, manchen Lieblingswunsch erfüllen! Die Hoffnung ist da, denn wir haben ja den Christmonat.“
24. November 1912
„ „Autoliebchen“, die neue, erfolgreiche Operettenposse von Jean Gilbert, welche in Berlin bereits dem Jubiläum der 250. Aufführung entgegen geht, gelangt Donnerstag, den 28. November, im Gasthof „Zum Kronprinzen“ durch Oskar Pitschels Berliner Residenz-Ensemble zur Aufführung und ruft diese Nachricht begreiflicherweise allseitiges Interesse hervor. Die prickelnden, temperamentvollen Melodien sind bereits Volkseigentum geworden. Wohl bei jedem Konzert, in jedem Ballsaal hört man es: „Fräulein, können sie linksrum tanzen?“ und „Ja, das haben die Mädchen so gerne“. Es dürfte daher dieses einmalige Gastspiel mit dem großen Schlager ein total auserkauften Haus bringen. Der Billet-Vorverkauf ist von heute an eröffnet.“